Geschichte unserer Gemeinschaft

Feuer und Flamme für eine klar umschriebene weltweite Mission

Die Kongregation der „Medical Mission Sisters“ - Missionsärztlichen Schwestern - wurde 1925 von der österreichischen Ärztin Anna Dengel in Washington/USA gegründet. Von der Gründung bis heute sind Selbstverständnis und Mission der Medical Mission Sisters (MMS) geprägt durch zwei zentrale Merkmale, nämlich durch eine weltweite Orientierung und durch die besondere Aufmerksamkeit für die Nöte von Frauen in aller Welt. Der frühe Tod ihrer Mutter sensibilisierte Anna Dengel für alles, was das Leben von Müttern und Kindern bedroht und motivierte sie zum Einsatz für die Frauen in armen Ländern des Südens.

Der Name des Ordens war für 4 Jahrzehnte (1925 - 1967) klarer Ausdruck der Ziele:

  • Medical: die Fortschritte westlicher Medizin auch den benachteiligten Frauen und Kindern in armen Ländern zugänglich machen.
  • Mission: die Liebe Gottes bezeugen durch den tatkräftigen und professionellen Einsatz in armen Ländern des Südens.
  • Sisters: religiöse Frauen, die sich gemeinsam für benachteiligte Frauen engagieren, und ihnen medizinische Hilfe und Ausbildung bieten.

 

Neben der Ausrichtung auf die Länder des Südens und die medizinische Arbeit hatte die Gemeinschaft auch eine klare - zentral koordinierte - Aufgabenteilung: primäre Aufgabe der Schwestern in den USA und Europa war das Einwerben von Personal und Geld für den Missionseinsatz in Asien, Ostasien, Afrika und Lateinamerika.

Die Gemeinschaft wuchs sehr schnell: 1947 hatte die Gemeinschaft 108 Mitglieder aus Amerika und Europa und 7 Krankenhäuser. In den 1950er Jahren schlossen sich die ersten Inderinnen an und 1957 engagierten sich 470 Frauen in 25 medizinischen Institutionen. 1967 hatte die Gemeinschaft 728 Mitglieder, darunter auch indonesische und philippinische MMS, und betrieb 37 medizinische Einrichtungen: 9 in Indien - 4 in Pakistan - 4 in Indonesien - 10 in 7 Ländern Afrikas - 3 in Venezuela - je eins in Burma, Vietnam und den Philippinen.

Aufbruch zu einer tiefgreifenden Neuausrichtung

Im Jahr 1967 leitete ein Reform-Generalkapitel eine tiefgreifende (innere und äußere) Neuorientierung ein, die u.a. angestoßen wurde durch bohrende Fragen der Schwestern bezüglich der Nachhaltigkeit ihres medizinischen Tuns (Warum behandeln wir immer wieder die gleichen Krankheiten?).

Auch eröffnete das 2. Vatikanische Konzil eine neue Sicht auf die kirchliche Mission als Weggemeinschaft im Dialog mit allen Völkern und deren Kulturen. Die Befreiungstheologie rückte nicht nur das Los der Armen, sondern die Frage nach Gerechtigkeit in den Fokus. Neue Ansätze in Medizin und Sozialwissenschaften betonten die Bedeutung von Prävention, struktureller Ursachenforschung und Teilhabe der Menschen.

Die kritische Bestandsaufnahme unseres bisherigen Tuns setzte viele kreative Kräfte frei ebenso wie die neue dezentrale Organisationsstruktur, die den Schwestern in allen Kontinenten das Recht auf eigenständige Entwicklung gemäß ihres lokalen Kontexts erlaubte.

Auf der Suche nach ganzheitlicher Heilung

Ein intensiver Suchprozess führte zur Weiterentwicklung und Vertiefung unseres Heilungsauftrags weg von nur westlich orientiertem, kurativem „missionsärztlichen“ Tun hin zu einem GANZHEITLICHEN Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Heilung, das auch psychische, kulturelle, sozial-strukturelle, spirituelle und ökologische Aspekte berücksichtigt. Wirkliche Heilung gibt es nicht ohne das partnerschaftliche Engagement des Kranken, der Heiler und auch der Menschen im Umfeld, gemeinsam gilt es, die Ursachen von Krankheit, Leid und Tod zu erkunden und zu überwinden.

So änderte sich auch das Rollenverständnis der MMS: neben Professionalität war auch die Fähigkeit gefragt, partnerschaftliche Prozesse zu initiieren und zu begleiten, was zu einer neue Qualität der Beziehung zu den Menschen, zu tieferer Inkulturation und auch zur Einbeziehung pastoral-spiritueller Begleitung führte.

Um anderen wirklich heilsam begegnen zu können, muss sich eine jede von uns auch der eigenen Heilungsbedürftigkeit stellen. Ob und wie wir mit eigenen Verwundungen, Machtlosigkeit umgehen, hat maßgeblichen Einfluss auf die Qualität und Authentizität unserer heilenden Präsenz.

Die Gemeinschaft heute

Heute sind mehr als 500 Missionsärztliche Schwestern und ca. 100 Assoziierte Mitglieder tätig in Indien, Pakistan, Indonesien, Philippinen, Äthiopien, Ghana, Kenia, Malawi, Uganda, Peru, Venezuela, USA, England, den Niederlanden und Deutschland. Meist leben und arbeiten wir in kleinen Kommunitäten unter den Menschen. Auch die Art der Niederlassungen und der Tätigkeit haben sich radikal verändert:

In der südlichen Welt liegt - neben der Arbeit in einigen Krankenhäusern (z.B. Attat Hospital) mit integriertem Ansatz - der Fokus unserer Arbeit auf:

  • Präventiver Medizin unter Einbeziehung von einheimischer Heilkunst

  • Basisgesundheitsdienst mit der Ausbildung von Frauen für die Präventivmedizin

  • Integraler (landwirtschaftliche & dörfliche) Entwicklung z.B. durch saubere Wasserquellen, Verbesserung der Ernteerträge und Kooperativen

  • Selbsthilfegruppen von Frauen
  • Einsatz gegen Umweltzerstörung & Schutz der Lebenswelt und der Rechte indigener Völker
  • Netzwerkarbeit & gemeinsamer Einsatz für die Rechte der Armen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene z.B. durch NGO-Status bei der UNO

Die Anfänge in Deutschland

Den Grundstein für das 1. deutsche Haus legten unsere holländischen Mitschwestern gemeinsam mit wenigen deutschen Schwestern, die 1930 oder nach dem 2. Weltkrieg in den USA oder England eingetreten waren. Kurzfristig übernahmen sie die Sorge für ein Kinderheim, während sie nach einem geeigneten Haus suchten. Im neu gegründeten Bistum Essen bezogen sie 1962 nach mehreren Umzügen ein größeres Haus in Essen-Stele-Horst. In diesem "Missionshaus" erhielten viele deutsche Schwestern ihre Einführung in die Gemeinschaft.

Über 30 Jahre war das Missionshaus auch Informationszentrum für missionarische Dienste und Ort für lebendige Jugend- und Frauenarbeit. Ziel der Weggemeinschaft mit den vielen Menschen war das gemeinsame Engagement für Gerechtigkeit und Frieden weltweit.

Nach der Gründung kleinerer Kommunitäten in verschiedenen deutschen Großstädten entschlossen wir uns 1994 zum Abschied vom „Missionshaus“.

Unsere heutigen Einsatzorte

Derzeit leben wir in kleinen Gemeinschaften in Berlin, Bottrop, DuisburgEssen und Frankfurt und engagieren uns für Menschen, denen aufgrund von Armut, Alter, Krankheit, Behinderung oder Migration die Teilhabe in unserer Gesellschaft erschwert wird.

Wir unterstützen diese Menschen bei ihrer Suche nach Heilung und Teilhabe und bieten darüber hinaus vielen anderen Weggemeinschaft bei ihrer Suche sind nach Sinn und Lebensorientierung. Jesu Beispiel und sein Einsatz für ein Leben in Fülle für alle inspirieren und motivieren uns. Meditation und Kontemplation, Gebet, Liturgie und gemeinsamen Feste sind uns wichtige Kraftquellen.