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Auf die Menschen zugehen - Corona-News aus Südindien

Obwohl in Indien die zweite Corona-Welle, die das Land seit April 2021 heftig erfasst hatte, am Abflauen ist, ist die Not der Menschen nach wie vor groß. Unsere Schwestern in Südindien berichten von der Lage in den Krankenhäusern, aber auch von berührenden Einzelschicksalen, die sicher für viele im Land stehen.

Bharananganam im Bundesstaat Kerala

Sr. Mini Thomas berichtet:

„Gemäß der Regierungsverordnung waren auch wir während der ersten Welle angehalten, Covid-positive Fälle in unserem Krankenhaus aufzunehmen. Obwohl wir anfangs sehr zögerlich waren, mussten wir Patienten stationär aufnehmen.

Als eine Covid-positive Schwangere mit Wehen eingeliefert wurde, verwandelte sich unser Zögern in konstruktives Handeln. Innerhalb kürzester Zeit wurde ein provisorischer Kreißsaal mit allen notwendigen Einrichtungen in der Corona-Station eingerichtet. Ohne große Verzögerung brachte die Frau ein gesundes Mädchen zur Welt.

Mit Rücksicht auf die Panik des Personals bei der Betreuung von Covid-Patienten führten unsere Schwestern Annie und Mini gemeinsam die Entbindung durch und trugen dabei erstmalig einen kompletten PSA-Anzug.“

„Die großen Spezialkliniken in Südindien konkurrieren durch Werbung in den öffentlichen Medien und versuchen, ihre Arbeit als die beste unter vielen anderen darzustellen. Obwohl wir keine Werbung für unser Krankenhaus machen, ist auch bei uns der Andrang groß. Zudem versorgen wir bedürftige Menschen, die nicht in der Lage sind, selbst ins Krankenhaus zu kommen.

Lassen Sie mich eine dieser Geschichten erzählen: Eines Tages, Mitte Mai, erhielten wir die Nachricht, dass alle drei Bewohner eines Hauses an Covid erkrankt waren. Alle waren bettlägerig und nicht in der Lage, sich gegenseitig im Haus zu helfen. Als wir von der erbärmlichen Situation hörten, bereiteten sich unsere Schwestern Annie und Mini vor, legten die notwendige Schutzkleidung an und machten sich auf den Weg, um diese hilflose Familie zu untersuchen und medizinisch zu versorgen.

Sobald die Dehydrierung durch Infusionen gemildert und ihr Elektrolyt-Haushalt wieder hergestellt war, konnten sie wieder sprechen und auch selbst Nahrung zu sich zu nehmen. Die Dankbarkeit der Familie war groß und gab unseren Schwestern Aufwind, sich weiter mit voller Kraft für von Covid betroffene Familien einzusetzen.“


Kamakshy im Bundesstaat Kerala

Sr. Regy Augustine berichtet:

„In der psychosoziale Telefonberatung für die Opfer des Corona-Virus, die ich anbot, habe ich viele herzzerreißende Erfahrungen gehört, vom Verlust lieber Menschen, der eigenen Krankheit, finanziellen Schwierigkeiten, Angst und Hoffnungslosigkeit, Schlaflosigkeit und vielem mehr…

Eine Familie schien mir besonders betroffen: Sonia (Name geändert) ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, einem 15-jähriges Mädchen und einen 9-jährigen Jungen, der geistig beeinträchtigt ist. Sie trägt auch Sorge für ihren alten Vater, der an Alzheimer erkrankt ist. Als sie alle Covid-19 bekamen, starb die Großmutter, die für das Einkommen der Familie gesorgt hatte.

Da es niemanden gab, der sich um ihr Vieh kümmerte, das eine ihrer Lebensgrundlagen war, verloren sie auch vier Ziegen, was einen weiteren Schlag für ihr Leben bedeutete. Sonia musste sich viel Geld leihen, um die Krankenhausrechnungen und die Beerdigung ihrer Mutter zu bezahlen. Seit dem Ausbruch der Pandemie kann Sonia kaum noch arbeiten, so ist sie nicht mehr in der Lage, für die Bedürfnisse der Familie zu sorgen und für Nahrung, Medizin und Bildung aufzukommen. Sie hoffen auf einen guten Samariter, der hilft."


Kodiakanal im Bundesstaat Tamil Nadu

Sr. Gracy Kallookulangara berichtet:

„In Kodiakanal sind unsere Schwestern in mehreren Tribal Villages und Dalit-Dörfern in den Palani Hills in der Gesundheitsversorgung und im Community Health Program tätig. Dort gibt es keine richtigen Schulen und die Kinder und Jugendlichen bleiben ohne Beschäftigung zu Hause, wenn die Eltern für Tageslohn arbeiten gehen.

Einige Eltern baten uns um Hilfe, die Kinder auf kreative Weise zu beschäftigen. Die meisten der Jugendlichen sitzen seit März 2020 zu Hause und beschäftigen sich nur mit ihren Smartphones, zudem hatten die Mütter Sorge, ihre Töchter allein zu Hause zu lassen. Also planten wir ein kreatives Programm für Kinder und führten mehrere Workshops durch.

Während eines einmonatigen Programms in Thycal hatten die Kinder Unterricht zu verschiedenen Themen, um sich weiter zu bilden. Jeder Unterricht begann mit Gebet und Atemübungen. Es gab Training zur Bewusstseinsbildung und Zeiten, in denen sie ihre Fähigkeiten im Zeichnen, Tanzen, in der Musik entwickeln und zeigen konnten.

Aus diesen Aktivitäten entstand schließlich das „Neighbourhood Children’s Parliament (NCP)“, ein Kinder-Parlament mit Unterstützung von Mr. Paul Thomas. Das Interesse der Kinder war sehr groß, da es sich hier um ein neues Projekt handelte. Die Vereidigung fand am 13. September 2020 in Anwesenheit der Eltern und einiger anderer geladener Gäste statt. Die Kinder sind auch weiterhin sehr engagiert und wollen gern alle Probleme in Thycal lösen. Fast jeden Tag kommen einige "Minister" zu uns, um über Probleme zu sprechen und Lösungen zu finden.“


Kinder des "Neighbourhood Children's Parliament" erklären Corona-Regeln:

 

"Während der zweiten Welle sind in Kodaikanal noch mehr Menschen betroffen, vor allem aus den Dörfern. So ist das Öffentliche Krankenhaus immer voll belegt. Viele Menschen, die sich die Krankenhausrechnungen nicht leisten können, kommen nur zur ambulanten Behandlung. Die meisten von ihnen sind Tagelöhner und haben nicht einmal etwas Nahrhaftes zu essen. Viele Leute in der Stadt helfen, diese Patienten im Krankenhaus zu verpflegen.

Auch wir unterstützen die Versorgung der Patienten mit Hilfe der Jesuitenpatres. In unserer Kommunität stellen wir Tee und Snacks für 70 Personen (Patienten und das Personal, das auf der Corona-Station ist) her und bereiten Snacks zu, die sehr nahrhaft sind - aus Eiern, Erbsen, Nüssen, verschiedenen Arten von Bohnen usw. zusammen mit Milchtee. Die Jesuiten vor Ort übernehmen den Transport und die Verteilung im Krankenhaus.“


Auch in der Umgebung von Kodiakanal werden Patienten von unseren Schwestern besucht, teilweise unter erschwerten Bedingungen. Ein Mal in der Woche besuchen sie Mr. Karuppan und seine Frau Meenakshi in den Bergen von Palani. Seit seinem Schlaganfall ist Mr. Karuppan auf ständige Hilfe angewiesen. Das kinderlose Paar ist dankbar für die medizinische Hilfe, für Anleitung zu Akkupressur und Pflege, die hilfreich ist und bereits erste kleine Erfolge zeigt.