Gertrud Dederichs MMS

Ich bin 1951 geboren und in einem kleinen Eifeldorf aufgewachsen. Prägend für meine Sicht auf die Welt waren kindliche Eindrücke unserer Gegend, die Berge und Hügel, die Felder und Wälder, die in mir einerseits ein Gefühl der Weite und Freiheit vermittelten, in mir aber zugleich einen Wunsch erwachen ließen, zu schauen, was sich hinter dem Horizont / hinter den Bergen verbirgt….

Auf dem täglichen Schulweg durch die von Vogelzwitschern erfüllten Buchenwälder meiner Heimat ist in mir auch ein erstes Bewusstsein für die geheimnisvolle Gegenwart Gottes erwacht, als bleibendes Fundament meines Glaubens.

Während meines Studiums von Mathematik und Geschichte für das Lehramt in Bonn habe ich mich in einem studentischen Arbeitskreis engagiert, der sich für mehr Gerechtigkeit und Solidarität in der einen Welt einsetzte. Dies ließ mich nach Wegen suchen, wie ich mein Engagement für eine gerechte und solidarische Welt mit Gleichgesinnten dauerhaft leben könnte. Die Suche führte mich zu den Missionsärztlichen Schwestern, in deren Konstitution und Gemeinschaft ich viel Wesensverwandtes entdeckte.

Als Missionsärztliche Schwester (seit 1975) habe ich – nach einem Aufbaustudium – zunächst von 1980 -1990 in Kenia /Ostafrika gearbeitet: zunächst in der Gemeinwesenarbeit im größten Slum von Nairobi und danach mitgeholfen beim Aufbau eines Präventionprogramms für HIV/AIDS. Mitarbeiten zu dürfen in einer jungen und dynamischen Kirche, die sich den Herausforderungen von Armut und Not in ihrem Umfeld stellt, war ein großes Geschenk: so durfte ich erleben, wie das Evangelium lebendig wurde und Gottes Geist die Gemeinschaft der Armen reich macht an unterschiedlichen Begabungen.

Die persönliche Begegnung mit Tod und Verlust bereiteten mich vor auf meine jetzige Tätigkeit (seit 1991) in der Begleitung von Menschen, die mit Krankheit und Tod ringen. Bei der Tätigkeit in der Krankenhausseelsorge versuche ich, im Gespräch mit Kranken und Angehörigen, trotz aller Einschränkungen, neue Lebensräume zu entdecken. Ich erlebe diese Gespräche als not-wendige Ergänzung zur medizinischen Versorgung und als sinnvollen Ausdruck unserer heilenden Mission.

Eine weitere Facette meines Lebens ist der Dienst an unserer deutschen und weltweiten Gemeinschaft. Im Rahmen von Leitungsaufgaben bin ich vielen faszinierenden Weisen begegnet, durch die Missionsärztliche Schwestern versuchen, an den Bruchstellen des Lebens und der Gesellschaft heilend präsent zu sein. Im Gespräch zu erfahren, wie heilsam Menschen den Kontakt mit Mitschwestern erleben, ist ein großes Geschenk und Ermutigung für mich, auch selbst glaubwürdig zu leben.