Lucia Kehr

 

 

Seit 2011 arbeite ich als Pastoralreferentin schwerpunktmäßig in der spanischsprachigen Gemeinde in Darmstadt. Als erste und bleibende Herausforderung ist mir dort die Arbeit mit neu ankommenden Migrantinnen und Migranten begegnet: Menschen, denen in Spanien das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals steht, die nichts anderes wollen als sich hier ihr Leben durch Arbeit zu verdienen und eine neue Existenz aufzubauen. Seitens der Gemeinde haben wir darauf mit einer Sozialarbeitsgruppe geantwortet, die auf die Bedarfe der „Neulinge“ eingeht und sie durch die Anfänge im „Dschungel Deutschland“ begleitet. Viele von ihnen bereichern inzwischen unsere Gemeinde. Mein Teil ist sowohl die direkte Arbeit mit den neuen Migrantinnen als auch die Weiterbildung und Begleitung der ehrenamtlich Engagierten.

An diesem Beispiel wird gut deutlich, was für mich assoziierte Mitgliedschaft bei den Missionsärztlichen Schwestern bedeutet: Ich nehme Menschen mit ihrem Reichtum und ihren Verwundungen wahr und bin mit ihnen unterwegs durchs Leben. Jesus, der verwundete Heiler, will durch mich weiterwirken, inspiriert mein Leben und Wirken. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist, in einem anderen Land mit anderer Sprache und Kultur zu leben, fremd zu sein, der Orientierung zu bedürfen. Wie dankbar erinnere ich mich an Menschen, die mir in Argentinien geholfen haben, beruflich die Füße auf den Boden zu kriegen! Meine eigene Lebensgeschichte von derzeit 53 Jahren hat mir auch bleibende Wunden beschert, an denen ich immer neu Gottes heilendes Wirken erfahre. Ich bin also weder heil noch vollkommen und zugleich beschenkt und ausgestattet mit Fähigkeiten und Möglichkeiten. Verwundet und auch heilend gehe ich durch mein Leben und spüre dabei, wie ich immer mehr ganz werde und die Frau, als die Gott mich gewollt und ins Leben geliebt hat. Die Spiritualität der missionsärztlichen Schwestern ist mir der Deuteschlüssel für meinen Weg geworden. Sie ist der gemeinsame Grund, auf dem wir stehen.

Außer der Arbeit mit spanischsprachigen Migranten ist als weiterer Schwerpunkt der interreligiöse Dialog herangewachsen. Für das katholische Dekanat Darmstadt nehme ich bei Veranstaltungen die entsprechende Repräsentanz war und arbeite in konkreten Projekten wie z.B. „Religionen für den Frieden“ mit. Mein Ziel ist dabei insbesondere, Menschen aus den Gemeinden in diese Arbeit als „BrückenbauerInnen“ einzubinden und so Fremdheit und Misstrauen zu überwinden und die Haltung guter Nachbarschaftlichkeit aufzubauen.