Das Heilige Experiment

Eine kirchenpolitische Dimension

Bevor Anna Dengel zusammen mit drei Frauen das „Heilige Experiment“ der Gründung der Gemeinschaft startete, war sie im Juli 1924 zu dreitägigen Exerzitien in Innsbruck. Diese Tage gaben ihr den Anstoß, eine neue Kongregation für Frauen zu gründen, die professionell als Ärztinnen und Hebammen arbeiten und auch ein geistliches Leben in Gemeinschaft führen. 

Dies war jedoch nach geltendem Kirchenrecht nicht möglich. Denn seit dem Laterankonzil von 1215 war es Priestern sowie Ordensleuten nicht erlaubt, den vollen ärztlichen Dienst auszuüben.

Der Durchbruch, der die langjährige Vision von einer ärztlichen Mission in der katholischen Kirche in die Realität umsetzte, baute auf das Wirken vieler Vorläuferinnen auf. Unter anderem war dies Dr. Agnes McLaren, die hierfür seit Jahrzehnten den Weg in Rom geebnet hatte. 

Monsignore Dominicus Wagenaar (Mill Hill Missionar) nannte es ein „Heiliges Experiment“, die Gemeinschaft der Katholischen Missionsärztlichen Schwestern zu gründen. Erzbischof von Baltimore-Washington Michael J. Curley erteilte schließlich die Erlaubnis, damit zu beginnen.

Das Hauptziel der Gemeinschaft war es, „das Werk nur für Gott zu tun, mit der notwendigen Freiheit, es zu tun“ (Anna Dengel). Diese Überzeugung gab ihr die Unabhängigkeit, die Idee dieser neuen Gemeinschaft zu entwickeln, die den Regeln und Normen der Kirche entsprechen sollte. So wartete sie demütig, bis ihre Vision von den kirchlichen Autoritäten verstanden wurde.

Das „Heilige Experiment“ war nicht nur ein Werk. Es war Anna Dengels Leben. Es war eine besondere Berufung, die ihr die Energie gab, kühne Entscheidungen zu treffen, sie zu verwirklichen und angesichts von Schwierigkeiten und in Krisen durchzuhalten.

Der Weg führte sie in den letzten Jahren ihres Lebens in einem langen, aber friedlichen Prozess der völligen Abhängigkeit von der Fürsorge und dem Mitgefühl anderer. Ihre Reise ins Leben war eine Reise zu Gott.
Das wahre Geschenk der Wegfindung ist nicht die Ankunft an einem Ziel. Es ist das, was wir auf dem Weg werden.

„Auf dem Weg des Werdens wissen wir vielleicht nicht in jedem Moment, wie sich die Dinge entwickeln. Aber wir vertrauen darauf, dass sie einen Sinn haben. Jeder unserer persönlichen Wege wie auch unser gemeinsamer Weg ist ein Weg, zu dem zu werden, was wir sein sollen, bis wir in Jesus Christus vollendet sind.“ (MMS-Dokument)

Sr. Agnes Lanfermann MMS